Die Idee ist faszinierend: Bäume liefern den Rohstoff Zellulose für Zeitungen. Altpapier ist die Basis für die Zellulosedämmung von der
Isocell GmbH aus Neumarkt am Wallersee. Über Jahrzehnte spart der Häuserlbauer Energie und reduziert die CO
2-Emissionen.
Aber irgendwann steht eine Sanierung oder der Rückbau an. Könnte man den Altdämmstoff dann staubfrei absaugen, pelletieren, verkohlen und als Gülleverbesserer und Spurenelementdünger für die Landwirtschaft verwenden?
Ein Stoffkreislauf wäre damit nachhaltig geschlossen. Dieser Frage gehen nun Schülerinnen und Schüler der HBLA Ursprung genauesten auf den Grund. Das Projekt wird von den
Salzburger Nachrichten unterstützt.
„Wir verkohlten den Isocell-Dämmstoff bei der Firma
Sonnenerde im Burgenland, weil dort
der einzige zugelassene professionelle Pyrolyseofen in Österreich in Betrieb ist.“, erläutert Projektleiter Prof. Dr. Konrad Steiner
„Die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit,
AGES, untersuchte die Ware auf alle erdenklichen Giftstoffe, wie Schwermetalle, Dioxine etc.
Wir sind sehr stolz, dass das neue Produkt alle gesetzlichen Grenzwerte weit unterschreitet. Die Bedenken hinsichtlich vermuteter
Schwermetalle in den Druckerschwärzen des Altpapiers stellen sich als unbegründet heraus“
Die Schülerinnen und Schüler teilten ein Feld direkt bei der Schule in 2 Teile.
Auf der einen Hälfte wurde Gülle vermischt mit der Dämmstoffkohle verteilt, auf der anderen Hälfte die gleiche
Menge an reiner Gülle. Vorab nahmen die Schülerinnen und Schüler Bodenproben, um den Ist-Zustand am Feld zu erheben.
Schülerin Theresa Brunauer untersuchte diese Proben an der
Karl-Franzens-Universität Graz,
Institut für analytische Chemie, genauesten im Labor. „Dem Dämmstoff wurde Borsäure als Brandschutzmittel beigemengt. Somit brennt die Zellulose
nicht richtig, sondern glimmt nur.“ erklärt Sebastian Wallner, Schüler der 3. Klasse
„Und genau dieses Spurenelement Bor braucht der Mais für sein gesundes Wachstum und zur Ausbildung vollgefüllter Maiskolben“.
140kg Dämmstoffkohle wurden mit 12 Kubikmeter Gülle ordentlich vermischt und auf 6075 Quadratmeter Acker gleichmäßig verteilt.
Dabei ergab sich ein besonderer Nebeneffekt. Die Gülle roch nicht mehr so intensiv. Möglicherweise konnte die Kohle den Gestank binden.
Dieses Phänomen wird nun Schüler Thomas Stocker gemeinsam mit Studierenden der
FH Wels, Studiengang Bio- und Umwelttechnik, , näher untersuchen.
Gestank professionell zu messen und zu beurteilen ist ein komplexer Vorgang.
Angebaut wurde Silomais mit ca. 5% beigemengte Sonnenblumen.
Sieben Schülerinnen und Schüler haben den Mais/die Sonnenblumen beim Wachsen beobachtet, mit der
Referenzfläche verglichen, laufend Proben gezogen und diese zur Analyse an die Universität Graz geschickt.
Sie werden diese chemisch-analytischen Ergebnisse für deren Diplomarbeiten genauestens dokumentieren, und auf die sind schon alle sehr gespannt.
Ende September 2016 wurde der Silomais geerntet, gehäckselt, zu Siloballen gepresst und gewogen.
Die Flächen wurden nochmals genau nachgemessen und die Mengen ausgewertet.
Die Rechnung ergab auf der mit der Dämmstoffkohle gedüngten Fläche erstaunliche 7% Mehrertrag. Aufgrund eines Striegelfehlers und der
gestohlenen Sonnenblumen am Rand des Versuchsfeldes zum Gemeindegehweg musste eine kleine Fläche bei der Auswertung herausgerechnet werden.
Daraus ergibt sich eine Fehlerbandbreite von 1%. 6% Mehrertrag sind als Untergrenze abgesichert, maximal können
es auch 8% sein. Die 7% (+-1%) mehr Masse pro Quadratmeter zeichneten sich bereits bei den Wachstumsbeobachtungen ab.
Schon mit freien Auge konnte man den besseren Maisbestand auf der mit Bor-Kohle gedüngten Fläche erkennen.
Auffällig war auch, dass dieser Mais acht Tage im Blühstadium voraus war. Futtermittelanalysen ergaben einen höheren Rohprotein- und Rohfasergehalt in der mit Bor gedüngten Silage, aber
einen geringeren Stärkeanteil. Die nutzbare Energie pro Kilogramm war fast identisch. Ungeklärt ist noch das Phänomen, warum die mit Borkohle gedüngten Pflanzen auch mehr Mangan
enthielten. Von der Borkohle stammt das Mangan nicht. Hatte Bor einen steigernden Einfluss auf den Manganstoffwechsel? Mangan nimmt direkten Einfluss auf die Photosynthese, ist an der
Bildung von Chloroplasten beteiligt und hat Einfluss auf das Zellstreckungswachstum.
Besonderer Dank gilt Gutsverwalter Franz Griessner, der die Versuche mit viel Einsatz und Engagement unterstützt und
die Diplomarbeiten der Schülerinnen und Schüler mit betreut. Im September 2016 startete an der HBLA Ursprung die neue Fachrichtung
Umwelt-und Ressourcenmanagement. Mit diesem Vorzeigeprojekt für klimaschonende Kreislaufwirtschaft hat Lehrer Konrad Steiner
bereits starke Partner aus der Wirtschaft und Wissenschaft für einen zeitgemäßen und praxisorientierten Unterricht an Bord geholt.
Derzeit darf noch kein Landwirt den gebrauchten Dämmstoff als Dünger verwenden, denn es ist gesetzlich verboten Abfall auf den Acker aus zu bringen.
Mit diesem Versuch wollen die Schülerinnen und Schüler den Nutzen der Idee beweisen und eine neue stoffliche
Verwertungsmöglichkeit von Altdämmstoff aufzeigen Im Laufe des Schuljahres 2016/2017 sind 4 weitere Feldversuche geplant, die Jahre
darauf nochmals mindestens fünfzehn. Die guten Daten müssen ja noch abgesichert werden.